
Was nehm‘ ich denn, was nehm‘ ich denn…? Der Bräutigam will sich zur Hochzeit ebenso wie seine Braut von der allerbesten Seite zeigen. Die Kleidung spielt dabei eine erhebliche Rolle. Wussten Sie, dass er für den Hochzeitsanzug einen eigenen Knigge gibt? Wir haben uns bei den Profis umgesehen und bei herrenausstatter.de eine wahre Schatzkammer an Informationen entdeckt.
Klassischer Hochzeitsanzug
Nicht jeder möchte in Smoking, Frack oder Trachtenanzug heiraten und möchte in erster Linie einen „Anzug“. Einige Eigenschaften sollte auch dieser erfüllen, um für den schönsten Tag festlich genug zu sein: elegante Linie, dunkel, vorzugsweise dunkelblau oder dunkelbraun (wenn die Braut beige trägt).
Man kann sich zwischen Zweireiher ohne Weste oder Einreiher mit Weste – je nach Figur entscheiden. Bei Zweireihern ist darauf zu achten, dass er zwei rückwärtige Sitzschlitze hat; ganz ohne Schlitze ist er nicht, „wie es sich gehört“.
Das Hemd sollte am besten weiß oder hellblau oder rosé sein. Besonders festlich ist es, wenn zum Anzug ein Hemd mit Umschlagmanschette und Manschettenknöpfen getragen wird. Krawatten aus kräftiger Seide in modernen oder klassischen Mustern, abgestimmt auf den Festtags-Anzug sind Muss! Das Krawattenende muss exakt bis zur Gürtelschnalle reichen und endet nicht über oder auf dem Bauch. WICHTIG: besonders schön ist es, wenn Krawatte und/oder Einstecktuch mit der Farbe des Brautstraußes harmonieren. Am besten schwarze Socken (NIE weiß, bunt oder gemustert) und schwarze oder aber braune, auf jeden Fall frisch geputzte Schnürschuhe. Anzüge mit Gürtelschlaufen NIE ohne Gürtel tragen und Farbe stets passend zum Schuhwerk.
Traditionell: Tracht und Trachtenanzug
Für den traditionellen Südtiroler Bräutigam und bei passender Location/Motto ist die Tracht oder ein Trachtengwand immer eine gute Option. Das kann entweder eine Lokaltracht sein, oder aber ein passendes Trachtenoutfit vom Herrenausstatter. Bei den Trachten gibt es üblicherweise eine Hochzeitsvariante, deren Elemente genau vorgegeben sind. Darüber werden wir in einem eigenen Artikel berichten. So kann ein für die Hochzeit passendes Trachtengewand aussehen:
- Edel-rustikales Lodensakko aus Schurwolle mit Kaschmir-Beimischung
- Klassisch als anthrazit- oder marinefarbener Revers-Janker mit Tuchlodenbesatz in dunklem tannengrün an Kragen und Taschenrändern
- Aufgesetzte Taschen, Quetschfalte am Rücken und Dragoner (= klassische Rückenschlaufe).
- Edles Futter in dunklem tannengrün aus seidig-glatter Viskosemischung
- Zwei Innentaschen, zwei seitliche Taschen sowie eine Brusttasche, alle aufgesetzt ausgeführt
- Hirschknöpfe
Smoking oder Black Tie
Ist die Rede von „Black Tie“, ist damit der stilecht schwarze odernachtblaue Smoking, als „das kleine Schwarze für IHN“ gemeint. Typischste Erkennungsmerkmale eines Smokings sind das mit glänzendem Material abgesetzte Revers sowie der Galon (Satinstreifen) auf der Außennaht der Hosenbeine. Möchte man keinen Fauxpas begehen, gehören hierzu ein Smokinghemd mit Kläppchenkragen, verdeckter Knopfleiste und Doppelmanschette mit Manschettenknöpfen sowie schwarze Kniestrümpfe und schlichte schwarze Schuhe. Fehlen dürfen natürlich weder die dem Outfit den Namen gebende „Schwarze Fliege“, noch der aus identischem Material und Farbe gefertigte Kummerbund. Wichtig: der korrekte Kummerbund hat drei bis vier waagerechte Falten, die nach oben offen getragen werden. Als sehr elegantes Substitut für den Kummerbund gilt die meist aus Krawattenseide (identisch zur Fliege) gefertigte Smokingweste.
Dinner-Jacket
Für elegante Hochzeits-Einladungen unter freiem Himmel kann statt eines kompletten schwarzen Smokings die Jacke gegen ein exakt gleich gefertigtes, aber weißes oder écrufarbenes Dinner-Jacket getauscht werden. Die typische schwarze Hose mit einem Galon (Satinstreifen) und allen Accessoires (Smokinghemd mit Manschettenknöpfen, Kummerbund, Fliege, schwarze Kniestrümpfe, schwarze Schuhe) sind die gleichen wie beim schwarzen Pendant.
Frack
Der große Gesellschaftsanzug „Frack“, ist wohl der eleganteste und kleidsamste Abendanzug den es für den Mann gibt. Leider gibt es heute neben großen Bällen und Staatsempfängen nur selten Anlässe, das mit „White Tie“ umschriebene Kleidungsensemble zu tragen. Es besteht klassisch aus einem schwarzen einreihigen Frack, der nicht geschlossen werden kann, einer Hose mit doppeltem Galon, der weißen V-förmigen Baumwollpiqué-Frackweste, einem weißen, einmanschettigen Frackhemd mit gestärkter Brustpartie sowie schwarzen Seidenkniestrümpfen und Lackschuhen. Die stets weiße Fliege (schwarze Fliege zum Frack ist dem Kellner vorbehalten!) ist aus dem Baumwollpiqué der Weste gefertigt und immer handgebunden. Krönung des vom Duke of Windsor und Fred Astaire kultivierten Looks ist ein Zylinder oder sog. Chapeau-Claque.
Frack „für den Tag“
Zum Frack für den Abend gibt es ein sehr britisches Tagespendant, den „Morning Dress“. Das ist der wohl schönste Anzug für einen klassisch gekleideten Bräutigam. Der Name des (hell bis dunkel-) grauen „Cutaway Coat“ stammt von den schräg abgeschnittenen Ecken der Gehrock-Schöße, auch unter „Schwalbenschwanz“ bekannt. Unbedingt dazu gehören grau-gestreifte Hosen und eine einreihige Weste in hellgrau oder in der „jungen Variante“ auch aus farbiger Seide. Nostalgiker tragen gerne einen sog. Plastron, weniger romantisch Veranlagte eine silbergraue Krawatte oder häufig auch (als Hochzeitsgast) farbige Krawatten zum weißen Hemd. Das klassische Schuhwerk zum Cut ist der glatte schwarze Oxford oder der „Monchstrap“ mit Schnalle. Für den festlichen Tagesanzug gilt: NIE eine Fliege, NIE nach 17 Uhr!
Der moderne Hochzeitsanzug: Longanzug
„Longanzug“ heißt der luxuriöse Hochzeitsanzug mit Longsakko in sommerlichem Beige-, Braun- und Grau-Tönen. Der Anzug als Sakko-Einreiher ist mit einer Sakkolänge von 85 cm ein sog.3-Knopf-Longsakko mit Rückenschlitz versehen. Die Leistentaschen mit eingelegter Paspel sind diagonal gestellt und trapezförmig. Dazu gibt es die moderne Hose ohne Bundfalte und ohne Umschlag. Der Stoff sollte stilvoll eine reine Schurwolle, 320 g sein.
Hierzu unabdingbar ist die sogenannte, oft glänzende Schmuck-Weste mit sechs Knöpfen, spitz zulaufend, im Rücken aus Satin, mit verstellbarem Riegel, 2 Paspeltaschen und in auf den Anzug abgestimmtem Dessin: z.B. creme mit florealen Elementen Ton-in-Ton und silbergrau. Krönender Abschluss ist der passende Plastron/Krawattenbindetuch, das für den nervösen Bräutigam vorgebunden ist, einstellbar durch Klettverschluss und das passende Einstecktuch.
Noch ein paar Tipps
Ein Bräutigam sollte nie mehr Schmuck als seine Armbanduhr tragen, da er an diesem Tag seinen Ehering zum ersten Mal offiziell und damit als etwas Besonderes trägt. Parfümieren Sie sich dezent und nie unmittelbar vor der Trauung! Das wirkt aufdringlich und außerdem könnte es der nervösen Braut auf den Magen schlagen. Tragen Sie auf alle Fälle ein Baumwoll-Taschentuch bei sich. Einsatzgebiete: Schweißperlen auf der Stirn und an nervösen Handflächen, Tränen bei der erleichterten Braut oder der gerührten Mutter, Lippenstift der Trauzeugin auf der Wange.
Quelle: herrenausstatter.de, verschiedene.